COVID-19: Offener Brief an das Ministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund drohender Insolvenz von kleinen Einzelbetrieben

Sehr geehrte Minister*innen des Ministeriums für Wirtschaft und Energie,

wir sind ein kleiner Antiquitätenhandel, der in diesem Jahr sein 35jähriges Betriebsjubiläum feiert. Wir, das sind der Chef und seine Frau, die als Aushilfe im Betrieb angestellt ist. Die beiden Söhne helfen, wann und wie immer sie können: der ältere Sohn betreut die eigens erstellte Webseite des Betriebes, der jüngere hilft in der Werkstatt, wann immer er das neben seinem Studium einrichten kann. Ein reines Familienunternehmen also – von Menschen die ihr Hobby zum Beruf und zur Berufung gemacht haben.

Wir haben in unseren langen Jahren der Selbständigkeit viel erlebt, auch kurz vor dem Aus haben wir nicht nur einmal gestanden. Mit Mut, Willen und Einfallsreichtum haben wir all diese Krisen gemeistert, sie haben uns als Familie zusammengehalten und bestärkt.

Doch die COVID-19 Krise stellt uns vor eine Aufgabe, die wir nicht allein bewältigen können. Mit großem Bedauern mussten wir unseren Laden am gestrigen Tag schließen. Wir wissen, dass diese Schließung notwendig ist und haben volles Verständnis für die aktuellen Maßnahmen und auch jene, die eventuell noch in der Zukunft auf uns alle zukommen.

Noch dürfen wir unsere Werkstatt weiterbetrieben, noch dürfen wir die bereits verkaufte Ware ausliefern – aufgrund der möglichen Ansteckungsgefahr allerdings immer mit einem komischen Gefühl im Bauch. Aber wir haben keine Alternative, auf diese Weise kommt wenigstens noch ein wenig Geld in die Kasse.

Doch dieses Einkommen ist endlich. Wir wissen, Sie tun was Sie können – wie von Ihnen geschrieben haben wir eine Stundung der Steuerzahlungen beantragt; laufende Kredite konnten für drei Monate ausgesetzt werden. Diese Möglichkeiten und die bisher erlassenen Beschlüsse helfen. Da jedoch andere Ausgaben wie die Miete für die Ausstellungshalle, Versicherungs- und Kfz-Kosten, Krankenkassenbeiträge sowie die notwendigen Kosten des Alltags weiter anstehen, werden akute Probleme nur aufgehoben und nicht gelöst!

Aktuell gibt es noch keine Möglichkeit für uns an finanzielle Soforthilfen zu gelangen. Wenn nicht bald für Klarheit und finanzielle Unterstützung gesorgt wird, dann war es das mit unserem Unternehmen und 35 Jahren Familienbetriebsgeschichte. Und wir sind nur ein einzelner Betrieb von tausenden weiteren Betrieben, die vor genau dem gleichen Problem stehen.

Wir hoffen sehr, dass die Ankündigungen der Politik dieses Mal allen und besonders den kleinen, Kleinst- und Solobetrieben helfen zu wollen, nicht nur heiße Luft sind. Die Rede ist hier vor allem von Zuschüssen und nicht von Krediten, die das Problem der Liquidität ja nur nach hinten verschieben würden.

Betriebe wie unserer tragen nicht nur zum Wohlstand des Landes bei, sie machen dieses Land bunter und einzigartiger. Helft uns und allen anderen, um die Vielfalt der vielen kleinen Betriebe aufrecht zu erhalten.

Was wir brauchen, um in diesen Tagen weitermachen zu können ist folgendes:

– Steuernachlässe anstelle von Stundungen und Aufschiebungen
– Zuschüsse statt Kredite
– Schutz vor Insolvenz durch die Krise

Bitte denken Sie daran, dass es nicht zuletzt die tausenden von kleinen Betrieben in diesem Land sind, die die Wirtschaft maßgeblich mit am Laufen halten und für Vielfalt in diesem Land sorgen. Leider haben kleine Betriebe wie der unsere keine Lobby, die unsere Interessen auf der großen politischen Bühne vertritt. Daher haben wir nun diesen Weg gewählt, um auf uns aufmerksam zu machen. Wir denken, wir sprechen für viele kleine Einzelhandelsgeschäfte, die vor genau denselben Problemen stehen.

Helfen Sie uns, damit kleine Betriebe wie unserer fortbestehen können!

Wir wünschen allen eine gute Gesundheit und grüßen herzlich

Familie Becker
Antik Deele
Hellkammer 1
58730 Fröndenberg/Ruhr
www.antikdeele-becker.de